Chronische Rückenschmerzen

chronisch rezidivierende Brustwirbelsäulenbeschwerden

Instabilitäten im Bereich der Brustwirbelsäule äußern sich oft durch immer häufiger rezidivierende Wirbelblockierungen.


Chronische tiefsitzende Rückenbeschwerden

Instabilitäten der unteren Lendenwirbelsäule melden sich meist in Form von Ruhebeschwerden , die sich bei vielseitiger Bewegung eher bessern.

Chronic Low Back Pain

Chronic Low Back Pain Patienten sind im angelsächsischen Sprachgebiet eine klar definierte Patientengruppe, die an chronischen, äußerst therapieresistenten tiefen Rückenschmerzen leidet und deren Zahl in unserer Zeit anscheinend massiv zunimmt.
Im Gegensatz zu den akuten bandscheibenbedingten Rückenschmerzen wie Lumbago (Hexenschuß) und Bandscheibenvorfall mit seinen begleitenden Ischiasschmerzen, in erster Linie hervorgerufen durch Druck von Bandscheibenmaterial auf eine Ischiasnervenwurzel, treten bei dem oben geschilderten Beschwerdebild keine neurologischen oder röntgenologischen Zeichen auf, die diese Diagnose objektiv sichern können. Deshalb werden sie auch als allgemein als unspezifische Schmerzen bezeichnet,da die Gerätemedizin hier keine Ursachen sichern kann.
Im Gegensatz zu den discogenen (bandscheibenbedingten) Beschwerden, die meist vollständig wieder ausheilen können, bleiben Low Back Pain Patienten in der Regel chronische Dauer-patienten.

Bei ihnen handelt es sich überwiegend um eine instabil gewordene Lendenwirbelsäule, das heißt der Kapselbandapparat ist erschlafft und hat seine Haltefunktion weitgehend eingebüßt. So muß die Rückenmuskulatur mehr Arbeit verrichten als gewöhnlich, um die Lendenwirbelsäule stabil zu halten.Es kommt deshalb zu Überlastungsverspannungen.Bei entspannter Muskulatur in Ruhe fehlt die zusätzliche Stützfunktion,es kann also nicht zur Erholung kommen. So klagen diese Patienten häufig darüber, dass sie morgens nur schwer hochkommen können.

Selbst während der Nachtruhe können sie schlecht liegen, zumindest bessern sich die Beschwerden kaum durch Ruhe. Langes Stehen und Sitzen fällt ihnen ebenfalls schwer. Oft besteht ein Gefühl, als ob der Rücken abbrechen würde, Ausstrahlung in die Beine gehört häufig zum Beschwerdebild

Typisch ist, dass diese Beschwerden sich bei vielfältiger Bewegung im Laufe des Tages eher bessern als verschlechtern.

Die Diagnose kann in der Regel nur durch eine genaue Tastuntersuchung und durch die typische Vorgeschichte geklärt werden. Eine gezielte örtliche Betäubung der gefundenen Schmerzregion ist dringend notwendig, um die Diagnose endgültig zu sichern und die geklagten Beschwerden gegen psychosomatische oder auch in den Rücken ausstrahlende Schmerzen von Seiten innerer Organe deutlich abzugrenzen. Die Hauptursache für die Zunahme dieser Art von Rückenbeschwerden ist sicherlich einerseits Bewegungsmangel, andererseits einseitige Akkordarbeit in unserer heutigen Arbeitswelt, zum Teil aber auch eine angeborene Bindegewebsschwäche.

Die Palette der Therapiemöglichkeiten ist groß.

Fast alle Behandlungskonzepte sind rein symptomatischer Art, indem man lediglich die Schmerzen bekämpft. Da Antirheumatika in der Regel wirkungslos sind und nur bei bandscheiben- bedingten Beschwerden sehr gut wirken, spritzen die meisten Orthopäden gezielt an die Lendenwirbelsäule.

Wirkungsvoll sind hier örtliche Betäubungsmittel, Cortison, aber auch Kochsalzspritzen. Weitere Verfahren sind die sogenannte Thermokoagulation der kleinen Wirbelgelenke oder die Einspritzung von hochprozentigem Alkohol zur Denervierung der kleinen Wirbelgelenke.

Alle diese Therapien  können anschlagen, in der Regel ist dieser Erfolg  aber oft nur von kurzer Dauer. Eine andere Alternative ist das Tragen von Korsetts, was auf Dauer aber oft zur Verschlimmerung führt, da man damit der Rückenmuskulatur meist  keinen Gefallen tut.

Ein Training der Rückenmuskulatur durch Krankengymnastik ist sicher sinnvoll, ist aber ohne folgendes Eigentraining zum Mißerfolg verurteilt. Eine physikalische Therapie oder Fangopackungen und Massagen können nur vorübergehend Erleichterung bringen, aber keinerlei Heilung. Besonders schwere Fälle sind auch einer operativen Behandlung zugänglich, wobei man die untere Lendenwirbelsäule versteift. Dabei bringt diese Operation immerhin bei 81 % der Patienten Linderung, beschwerdefrei werden aber nur 19% (Quelle: Orthopädie UNI Freiburg). 

 Eine relativ unbekannte Therapieform ist dagegen die Proliferationstherapie.Sie ist eine reparative konservative Behandlungsmethode,die zu einer Regeneration des entsprechenden Kapselbandapparates an der Wirbelsäule, aber auch an großen und kleinen Gelenken führt und somit die Instabilität als Ursache der chronischen Beschwerden beseitigen soll. Der Therapieerfolg kann nach unserer jahrzehntelangen Erfahrung in der Regel über Jahre anhalten. Bei auftretenden Rezidiven nach langer Beschwerdefreiheit erweist sich diese Methode bei erneut  gesicherter Diagnose in der Regel wieder als wirkungsvoll. 

Bei der  Proliferationstherapie wird das Proliferationsmittel (bei uns 15 % Glucose)  bei den Low Back Pain Patienten an den Kapselbandapparat im Kreuzlendenübergang infiltriert.
Dabei werden 12 genau definierte Regionen nach Hackett identifiziert und mit der Peppering Technik nach Dr.James Cyriax gezielt infiltriert.


Proliferation heißt Gewebeaufbau durch zahlenmäßige Vermehrung der Bausteineinheiten  In der Tat kommt es zu einer deutlichen Vermehrung der Kollagenfasern in den angespritzten Bereichen und nicht etwa zu einer minderwertigen Vernarbung, wie früher einst angenommen.

Licht und elektronenmikroskopische Studien von Gewebeproben vor und nach der Applikation des Proliferant wurden in den USA veröffentlicht. (Literatur :Principles of Prolotherapy ,USA 2008).  

Während der Spritzenintervalle tritt eine kurzfristige Verschlimmerung der bestehenden Schmerzen auf. Dieser Reizzustand gehört zum Heilungsprozess.  

Die Proliferationstherapie wird in Abständen von 7 Tagen in insgesamt 3 Sitzungen an der Brust oder Lendenwirbelsäule durchgeführt. Es sind aber auch Abstände von 14 Tagen bis zu 3 Wochen sinnvoll. Das Therapieerfolg beginnt erst  8 Wochen nach der letzten Sitzung.. Der Heilungsvorgang entspricht der Wundheilungskaskade und ist erst nach ca. 100 Tagen abgeschlossen. Einige wenige Patienten benötigen dann 2 weitere Sitzungen. Bei chronisch rezidivierenden Schulter, Ellenbogen und Kniebeschwerden haben sich oft  5 Injektionen bewährt.


Eine Verschlimmerung von bestehenden Beschwerden tritt während der Spritzenintervalle auf, verschwindet aber regelmäßig wieder. Rheumamittel dürfen in der Zeit aber nicht genommen werden,da sie das Wirkungsprinzip nicht unterstützen, sondern kontraproduktiv wirken können.  Sie erhalten deshalb ein neutrales Schmerzmittel von uns verordnet.

Unsere Arbeitsgemeinschaft benutzt die Erkenntnisse  der Cyriaxdiagnostik und die Untersuchungstechniken der Manualtherapie und vertritt somit die Techniken  wie sie im Lehrbuch Principles of Prolotherapy von Ravin MD,Cantieri DO und Pasquarello DO im Jahre 2008 in den USA veröffentlicht wurden.

Wir benutzen ausschließlich  eine 15% Glucoselösung mit Lidocainzusatz,da sich diese bei uns als am Besten verträglich und hochwirksam mit Langzeiterfolgen herausgestellt hat.

Wir infiltrieren minimal invasiv,da wir unsere Verdachtsdiagnosen  mit einer Testinfiltration weitgehend absichern können und auf diese Weise das Injektionsfeld auf die wirklich betroffenen Regionen begrenzen können.Diese individuelle Vorgehensweise hat das Interesse der amerikanischen Kollegen erweckt,die uns aufforderten ,Beiträge für das amerikanische Journal of Prolotherapy zu liefern.(siehe im Anhang unten)

Unsere Arbeitsgemeinschaft infiltriert bei den typischen low back pain Patienten nur den Bandapparat im Bereich der Kreuzdarmbeingelenke beiderseits.Ob diese  Gelenke instabil sind wird vorher mit einer Testinfiltration an den iliosacralen Bandapparat abgesichert.In der Folge lohnt es sich das Ligamentum iliolumbale sup. und inferior am Beckenrand bds. zu infiltrieren. Auf diese Weise kann eine mögliche begleitende Instabilität der beiden letzten Lendenwirbel gefahrlos mitbehandelt werden. Infiltriert man stattdessen aber die kleinen Wirbelgelenke der beiden letzten Wirbel kann die 15%tige Zuckerlösung durch osmotische Saugwirkung ein Unterdrucksyndrom im Wirbelkanal und Gehirn auslösen wie nach einer Lumbalpunktion. Das führt dann zu  rasenden Kopfschmerzen,die nur im Stehen auftreten.Diese sind zwar harmlos und verschwinden durch einwöchige Bettruhe wieder ,sind aber sehr  unangenehm für Patient und auch Behandler. Mit dem oben angeführten speziellen Weg ist dieses Risiko beseitigt.An den Kreudarmbeingelenken , den sogenannten ISG reicht es dann die Punkte A und B nach Erfinder Hackett zu infiltrieren und zusätzlich die Punkte C und D um die spina iliaca superior post. herum mit einzubeziehen.Drei Sitzungen ( im wöchentlichen Abstand) sind in der Regel ausreichend. Der Therapieerfolg ist 12 Wochen nach der letzten Behandlung zu erwarten und hält in der Regel nach meiner jahrzehntelangen Erfahrung gut 8 bis 10 Jahre an.In den USA sind rund 600 Kollegen gelistet, die diese Therapie anbieten.Davon haben 85 Kollegen Ihr Wissen in besagtem  Fachblatt veröffentlicht.( s. Anhang) Die entsprechenden Lehrkurse laufen in den USA in Denver bei dem Kollegen Thomas Ravin,der in 2008 das jüngste Lehrbuch veröffentlicht hat.Ich nutze jetzt seit 18 Jahren seine Methoden bei der Behandlung von Schultertendopathien und habe in den Jahren komplett auf die umstrittenen Cortisoninjektionen verzichten können. Die sogenannten unspezifischen chronischen Rückenschmerzen behandele ich bereits seit 1977 mit der Zuckerlösung.Viele Kollegen in den USA benutzen aber auch eine Zuckermischung ,die Spuren von Phenol enthält.Dieser Stoff verursacht eine extreme Reizung bei der Anwendung von Sehnenschäden und ist komplett entbehrlich wie die letzten 18 Jahre gezeigt haben.Das Wundermittel der Neuzeit PRP, gewonnen aus dem Eigenblut des Patienten ( Die Turboheiler. der Spiegel 2014,im Internet) habe ich noch nicht erproben müssen.Die veröffentlichten amerikanischen Zahlen dieses Mittels liegen nicht so hoch wie unsere eigene Trefferquote  bei Sehnenbehandlungen mit der simplen Zuckerlösung. Fachleute vermuten,dass das Mittel sich im Körper möglicherweise zu schnell verteilt. Das tut die Glucoselösung dank osmotischem Druck nicht. Es kommt aber auch in erster Linie auf die gesicherte Diagnose an und nicht nur auf das Proliferant.

gez. Jörn Funck, August 2018

                          In Sachen Diagnostik ist das Video von Prof.Ebraheim im link darunter wegweisend und demonstriert die Ursachen der Beschwerden von Low Back Pain Patienten sehr anschaulich.

                 Sacroiliac Joint Dysfunction Animation-Everything You Need To Know-Dr.Nabil Ebraheim M.D.

Professor and Chairman,Department of Orthopedic Surgery,University of Toledo Medical Center,USA

                                            www.youtube.com/watch?v=1iwmcCw4bAw

                     http://journalofprolotherapy.com/category/authors/jorn-funck-md/